Bericht Arbeitseinsatz Siegerlandhütte 2022 für Sektionsheft
Mittwoch, 22.06., bis Sonntag, 26.06.2022
Nach 2019 war es heuer der erste Arbeitseinsatz nach der 2-jährigen Corona-Pause. Die Siegerländer und auch der Hüttenwirt waren froh, dass die sechs Günzburger Sektionsmitglieder Jörg, Anneliese, Reinhold, Jörg, Giesela und Hans-Werner wieder Hand an die uns lieb gewordene Siegerlandhütte gelegt haben und dadurch dringend notwendige Renovierungen durchgeführt werden konnten. Petrus spielte nicht ganz mit, den Aufstieg zur Hütte mussten wir größtenteils im Regen über uns ergehen lassen. Dabei konnten wir Hermann Fiegl, den ehemaligen Hüttenwirt, begrüßen, der auf dem Weg zu seinen hochbeinigen Bergschafen unterwegs war.
Auf der Hütte angekommen, hießen uns die beiden Siegerländer Franz und Hubert herzlich willkommen und besprachen mit uns, welche Arbeiten in diesem Jahr anstanden. Und schon waren wir bereits am Aufstiegstag dabei, den Aufzugsschuppen auszuräumen und das dort aufgestellte Notstromaggregat zu inspizieren. Es sollte wieder in Betrieb genommen werden, doch das war eine Mammutaufgabe. Die alte Batterie lud nicht genug auf, eine Ersatzbatterie brachte das Aggregat zwar kurz zum Glucksen, doch der Klang einer gleichmäßig tuckernden Maschine wollte sich nicht einstellen. Jörg, Reinhold und Hans haben immer wieder alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen und mit dem Hüttenwirt, Raimund, besprochen. Alles vergeblich.
Der Blitzschutz war in die Jahre gekommen und die Erdungsbänder mussten ersetzt werden. Von der Hütte aus waren Leitungen zu verlegen, soweit es ging im Erdreich, zwischen Felsen oder auch über Felsen. Der Verlauf ist an den vielen Steinen zu erkennen, die die Leitungen jetzt überdecken. Abenteuerlich gestaltete sich die Befestigung auf den Felsen. Mittels einer langen Leiter im Gelände wurde gebohrt, geklopft und geschraubt, damit niemand über den Blitzschutz stolpert.
Aus der Haus-Kläranlage wird der Klärschlamm nach dem Absetzen abgepumpt und in Holzkisten jeweils auf geotextilen Filtertüchern zur weiteren Trocknung gelagert. Nachdem der Klärschlamm sich nach längerer Trocknungszeit abgesetzt hat und transportfähig ist, wird er in Big-Bags verpackt und mit dem Hubschrauber zur Müllverbrennung ins Tal verfrachtet. Eine kostspielige Aktion, die aber aus Gründen des Umweltschutzes unerlässlich ist. Von Zeit zu Zeit müssen diese Zwischenlager wieder erneuert werden. Unter der fachmännischen Anleitung unseres Schreiners Jörg. mit tatkräftiger Unterstützung von Anneliese wurde eine Holzkiste wieder instandgesetzt und erhielt einen neuen Deckel.
Seit einigen Jahren ist die Materialseilbahn nicht mehr in Betrieb. In die Jahre gekommen, hätte sie für viel Geld generalüberholt und danach vom TÜV abgenommen werden müssen. Schweren Herzen hat man sich entschieden, die Seilbahn aufzugeben. Das heißt, alles muss demontiert werden, lediglich der Mast mit der Markierung für Hubschrauber muss erhalten bleiben. Der Abbau ist größtenteils von den Siegerländern erledigt worden, der Aufzugsschuppen war schon mit neuen Türen versehen. Die beiden Jörgs und Reinhold zerlegten die Umlenkungen der Seilbahn. Alle halfen, die nicht mehr benötigten Stahlseile, Motor, Eisenstützen, U-Träger und diverses Kleinmaterial so auf Paletten zu verteilen, damit der Hubschrauber den Stahlschrott ohne Schwierigkeiten abholen kann. An einem weiteren Tag waren Anneliese und Reinhold damit betraut, Abbaumaterial, was unterwegs zwischen der Talstation und Bergstation zwischengelagert war, zu sichten und entweder gesammelt bei der höher liegenden Trafostation zu deponieren oder störrige Stahlseile, Eisenschienen und Halterungen in den Big-Bag bei der Talstation zu verfrachten. Eine Knochenarbeit, ganz abzusehen von den zu bewältigenden Höhenmetern.
Bei dem etwas unterhalb der Hütte liegenden Staubecken mussten die Bretter für die Erhöhung wieder eingesetzt werden. Gleichzeitig wurden die Wasserverluste mit Hilfe von neuen provisorischen Dichtlippen zwischen Betonbecken und Holzplanken reduziert. Eine Arbeit, die unsere beiden Jörgs am Schlechtwettertag, ausgestattet mit regensicheren Arbeitsjacken, vornahmen. Zusätzlich wurden die alten U-Träger von der demontierten Materialseilbahn als neue Bodenträger und Unterstützungen für das Ablaufgitter zum Staubecken umfunktioniert. Durch die riesigen Schneelasten im Winter wird dieses Gitter als Standort für die „Schaltzentrale“ des Wasserbeckens jedes Jahr nach unten gedrückt. Hüttenwirt Raimund hatte hier vor dem letzten Winter provisorische Holzstützen eingebaut.
Immer wieder wurden wir aufgeschreckt von einem durchdringenden schrillen Ton, der aus der Hütte kam. Ausgelöst von Franz Spork, der dabei war, alle Rauchmelder auf ihre Funktion zu überprüfen.
Hinter der Hütte musste der Verteilerschacht der Trinkwasserzufuhr für die Hütte erneuert werden. Die Hütte wird über zwei Leitungen mit frischem Gletscherwasser versorgt. Im Verteilerschacht werden die Leitungen zusammengeführt, eine Leitung versorgt die Hütte mit frischem Trinkwasser und eine weitere Abflussleitung leitet das überschüssige Wasser um die Hütte herum ins Tal ab. Der „Verteilerschacht“ ist eine ins Erdreich und den Fels eingelassene Vertiefung, die bisher provisorisch mit einem Gullideckel abgedeckt war. Eigentlich eine unbefriedigende Situation, die jedes Jahr nach dem Abtauen des Schnees erneut gerichtet werden musste. Mit dem Hubschrauber hatte man daher bereits einen schweren Betonkonus zur Hütte transportiert. Ohne Hubschrauber, Kran oder Seilwinde lässt sich nun Mal ein solcher schwerer Betonkonus – auch mit Hilfe von kräftigen Jungen und Mädels – schlecht anlupfen und bewegen, eine „ingenieurmäßige“ Lösung musste daher helfen. Zunächst wurde das Loch für den Verteilerschacht erweitert und am Rand wurden große Steine als „Fundament“ für den Betonkonus gesetzt. Mit Hilfe der ausgedienten U-Träger von der Materialseilbahn wurde eine schiefe Rutschebene hergestellt. Mit viel Fachsimpelei nach dem Motto „Viele Köche verderben den Brei“ gelang der Transport zum Rand der Öffnung und nach weiteren Überlegungen lag das schwere Teil auf den Felssteinen. Der Hüttenwirt Raimund machte sofort die Bewegungsprobe, schlüpfte hinein und belohnte die Aktion glücklich lächelnd mit einem Schnaps wie beim Hebauf. Später schreinerte Hans mit Gieselas Hilfe einen exakt passenden Deckel für den Verteilerschacht, der jetzt wie eine kleine mit Steinen versehene Pyramide aussieht.
Jörg und Jörg nahmen die Aufgabe wahr, die Befestigungen des Gipfelkreuzes auf dem Scheiblehnkogel in 3.055 m Höhe zu prüfen und nachzuspannen. Ausgestattet mit dem notwendigen Werkzeug stiegen sie auf und begutachteten die Verschraubungen, Befestigungen, Stahlseile und kraxelten zu den Bodenbefestigungen. Zum Glück war gutes Wetter, ich glaube, sie haben es richtig genossen.
Nachdem alle Aufgaben der Siegerländer erledigt waren, hatte Raimund noch ein paar Wünsche. Anneliese und Reinhold bauten im Günzburger Zimmer die coronabedingten Holzzwischenwände ab und deponierten sie auf den Dachboden. Anschließend wurden die Betten überzogen.
Auf dem Hof der Hütte standen vier vollbepackte Big-Bags mit Holzscheiten, die in den Holzraum verfrachtet werden sollten. Bevor dies geschah, stellte Reinhold fest, die Lampe ist kaputt. Mit seinem Fachwissen montierte er sofort eine neue LED-Lampe. Nun konnte eine Dreierkette gebildet werden und in Windeseile fanden die Holzscheite ihren Platz im Holzraum. Ein neuer Hackklotz kam auch noch zum Vorschein.
Der Hüttenwirt war darauf hingewiesen worden, in einer Felsrinne, in der bisher fast immer Schnee gelegen hat, befände sich eine Menge Unrat. Hans und Giesela machten sich auf den Abstieg. Nach einigem Suchen fanden sie die Rinne und nachdem sich das Entsetzen beim Anblick dieses Mülls gelegt hatte, sammelten sie ein, was sie erreichen konnten. Dabei reichten die schwarzen Säcke nicht mehr aus, ein Big-Bag wurde zu ¾ voll.
Am Abend tauschten wir mit Franz und Hubert Neuigkeiten aus den Sektionen aus. Mit gemütlichem Plausch oder Geschichten vorlesen verbrachten wir die weiteren Abende, oder Jörg griff zur Gitarre – der Gesang dazu war etwas gewöhnungsbedürftig – und ein Buch- und Spielearsenal bot Karten- und Würfelspiele.
Bei schönem Wetter verabschiedeten wir uns am Sonntag von Raimund und Lisa, Tochter von Hüttenwirtin Edeltraud, die noch nicht auf der Hütte war. Wie üblich wurde beim Wasserfall eine Brotzeitpause eingelegt, wo Jörg zum Abkühlen in die eisigen Fluten der Windach tauchte. Leider hatte Fiegl’s Gasthaus um diese Zeit noch nicht geöffnet, also gab es keinen Kaiserschmarrn. Und leider brauchten wir wegen des G7-Gipfels bei Garmisch und Kontrolle an der Grenze die doppelte Fahrzeit. Doch alle waren einer Meinung, es waren sehr schöne Tage auf der Siegerlandhütte. Es ist jedes Mal eine Auszeit, die die Sinne erneuert und obwohl man zum Arbeiten da ist, fährt man zufrieden und erholt wieder zurück.
Bericht: Giesela und Hans-Werner
Fotos:
Hans Werner
Jörg
Giesela